Editorial Kommentare
Von Hornissen und italienischer Keramik | von Andrea Serri
Wir haben es mit dem Paradox der Hornisse zu tun, die eigentlich gar nicht fliegen können sollte, es aber trotzdem problemlos tut. Die Führungsstellung der italienischen Keramikhersteller auf dem Weltmarkt – das Ergebnis einer Kombination direkt aus Italien stammender und ausländischer Produktionen italienischer Tochtergesellschaften – mutet als etwas eher Unwahrscheinliches an, wenn man an das Volumen der italienischen Produktion im Vergleich zum Gesamtwert des Weltmarktes sieht. Und dennoch, betrachtet man die 5,4 Milliarden Euro Exportvolumen für Keramik aus dem Geschäftsjahr 2016, dann steht man vor unleugbaren Tatsachen.Italien verzeichnet die höchsten Durchschnittspreise international für Keramikprodukte. Das war schon immer so: Italien hat die höchsten Kosten, auch vor dem Hintergrund der Produktarten und Sonderformate und damit eine Ausgangsstellung, die, das sollte betont werden, die Schere in den letzten Jahren im internationalen Wettbewerbsvergleich noch breiter werden lässt. Eine nicht unwesentliche Nebenerscheinung, denn der höhere Preis schließt auch den Innovationswert neuer Produkte ein, sowohl von Großformaten, Material in Überstärke und innovativen Anwendungen des Digitaldrucks, wie auch modernes Design, und zeitgemäße Farb- und ästhetische Trends. Und nicht zuletzt, und das ist der dritte Punkt, verfügt Italien über die außerordentliche Fähigkeit, die Ambiente für die Verlegung dieser Materialien zu planen und dies durch einen typisch italienischen Ansatz, der den Wert der Keramikmaterialien mit dem Ambiente verbindet, in dem sie verlegt werden. Hinzu kommt auch eine weitere Bestleistung für die Umweltverträglichkeit des Produktes, das aus ungiftigen Rohmaterialien mit ultra-moderner Verfahrenstechnik verarbeitet wird.
Der geschaffene Mehrwert beschränkt sich nicht nur auf den von italienischer Keramik geleisteten Beitrag. Eine wichtige Rolle spielen auch die guten Beziehungen zur Distribution und der Planungswelt. Im ersten Fall ist dies durch die Zuverlässigkeit der Unternehmen gegeben, die auf langjährige Beziehungen setzen, in denen reine Transaktionen zugunsten von Partnerschaften bevorzugt und Win-Win-Situationen geschaffen werden. Auf der anderen Seite steht eine konstante Präsenz und Unterstützung von Architekten, Designern und Planern, um ihnen optimale Lösungen für ihre Projekte und Herausforderungen zu liefern. So findet Kreativität ihre Antwort in der außergewöhnlichen Vielfalt und Flexibilität von italienischer Keramik.