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Materialien und Oberflächen: neue Identitäten durch Dekor | von Cinzia Pagni
Ornamente liegen wieder im Trend. In den vergangenen Jahren war zu beobachten, wie sich die Einstellung der Planer zum Dekor veränderte, denn die Ausdrucksformen gewannen an Vielfalt. Design- und Architekturkritiker, die bis vor einigen Jahrzehnten nur denjenigen unter den Architekten Qualität und Zuverlässigkeit zuerkannten, die in der Tradition des Neuen Bauens standen, geben heute zu, dass das Thema Dekore in unserer flexiblen, multiethnischen und ultravernetzten Gesellschaft als Ausdrucksform dieser komplexen Gegenwart an Bedeutung gewinnt. Vielfältigkeit ist zur Sprache der Planer geworden und wird durch die Forschungsarbeit der Industrie zu den Ausdrucksmöglichkeiten neuer Materialien unterstützt, die zu unzähligen individuellen Gestaltungsoptionen geführt hat.
Oberflächen sind kommunikationsfähig geworden, es findet ein Austausch zwischen Subjekt und Objekt statt, eine Art Interaktion zwischen Form und Funktion, bei der nur die Schnittstelle, also die Oberfläche, wahrnehmbar ist. Durch die moderne Technologie erhielt das Thema Dekoration Auftrieb, da Planer und Designer auf sämtliche Ausdrucksformen von den traditionellen Formsprachen bis zur Mosaikkunst, von der Bildhauerkunst bis zu hochinnovativen Techniken wie 3D-Druck und zahlreiche technische Verfahren in unterschiedlichsten Bereichen wie Mode, Grafik, Light Art oder Kino zurückgreifen können. Dekore erobern sich ihren Rang als wesentliches Stilelement zurück und erfreuen sich – auch in Bezug auf die Architektur – einer Neubewertung. Dank hoher Ausdruckskraft der Materialien und Verschmelzung unterschiedlichster Stile sind sie Teil des heutigen kulturellen Panoramas geworden.
Eine Dekoration hat zweierlei Funktionen, zum einen bedient sie den haptischen und zum anderen den visuellen Sinn; Texturen sind ein Medium, das Materie und Mensch verbindet und Dinge wahrnehmbar macht. Die Haptik der Materialien ist zwar keine objektiv messbare Eigenschaft, aber ein Designer legt genau auf diese immateriellen Aspekte Wert, damit sein Werk auf die Mentalität des Nutzers eingeht und Emotionen hervorrufen kann. Dem Erleb(t)en und der Eindrücklichkeit von Erlebnissen wird in der heutigen Zeit eine immer stärkere Bedeutung beigemessen; der Rückgriff auf Traditionen entspricht dem Zeitgeist und macht sich dabei hochinnovative, leistungsstarke Materialien zunutze.
Schauen Sie sich das Video der Konferenz auf der Cersaie 2018 an.
Mai 2019