Interviews
Der Handwerker mit der Leidenschaft für die Materialien | von Alessandra Ferretti
Jan Kempf, der alleinige Geschäftsführer von Fliesen Kempf, hat seine erste Filiale 2010 gegründet. Bei seinen Käufen in Italien geben zur Hälfte die Produkte den Ausschlag und die andere Hälfte macht das Vertrauen zum Händler aus.
Jan Kempf, wann wurde die Firma gegründet und warum haben Sie entschieden, sich dem Verbtrieb von Keramikfliesen zu widmen?
Die erste Firma Fliesen Kempf wurde 2010 gegründet. Die zweite Gesellschaft, Fliesen Wunderle, wurde 2016 erworben und übernommen. 2019 haben wir beide Firmen in die Fliesen Kempf GmbH & Co fusioniert.
Ich bin und war schon immer Handwerker, das Handwerk und der damit verbundene Umgang mit den verschiedenen Materialien haben mich schon immer fasziniert. Somit war für mich von Anfang klar, dass ich im Handwerk bleiben werde.
Da ich außerdem schon immer sehr genau war, lag es nahe, dass ich mich im Bereich der Entwicklung engagieren würde.
Da passte es natürlich perfekt, dass in der Verwandtschaft bereits ein Fliesenleger war, der mich dann auch ausgebildet hat. Die Keramikbranche hat mich einfach schon immer fasziniert, deshalb konnte ich keinen anderen Weg gehen.
Der Übergang vom Handwerk zur Keramikwelt war relativ selbstverständlich…
Nachdem ich immer in Fremdausstellungen fahren musste, um meine Kunden zufrieden zu stellen, wollte ich etwas Eigenes, auf meine Bedürfnisse Zugeschnittenes. Und so entstand die Idee des Ausstellungsraums Kempf.
Welche Produkte verkaufen Sie genau, und in welchen Anteilen?
Im Moment kann man sagen, dass sicher das Feinsteinzeug das meistgewählte Material ist. Gleichzeitig ist klar, dass auch alternative Beläge zunehmen können. Unsere Aufgabe ist es zwar, immer stärker die Fliese in den Vordergrund zu rücken, aber eine gewisse Offenheit muss aktuell einfach beibehalten werden, glaube ich.
Wer sind in erster Linie Ihre Kunden?
Da können wir uns als Fliesengroßhandel mit eigener Verlegeabteilung glücklich schätzen, wir bedienen wirklich sämtliche Kunden aus allen Bereichen.
Wie sieht Ihre Verkaufsstelle aus?
Wir sind am Land, ich glaube, unsere Stärke ist der familiäre Umgang untereinander und mit den Kunden. Es liegt unserer Firma sehr viel daran, dass unsere Kunden sich wohlfühlen und das Produkt „kaufen“. Eine gewisse moderne und ansprechende Ausstellung spielt natürlich auch mit.
Was hat im Vergleich zur Vergangenheit im Kundenverkehr an Bedeutung zugenommen?
Es wird alles immer schneller und schneller, und das Fachwissen wird immer wichtiger. Ich beziehe mich auf alles, was es zu den Materialien, Farben, Serien usw. zu wissen gibt. Heute haben wir schon eine sehr große Palette.
Ich denke, es wird auch immer wichtiger, richtige Partnerschaften einzugehen. Wer immer nur billig kauft, wird auf Dauer keinen Erfolg haben.
Was erwarten Sie von den italienischen Keramikproduzenten, bei denen Sie kaufen?
Qualität, Form, Farbe stellen für mich ca. 50 % der Begründung dar, warum ich kaufe. Die anderen 50 % hingegen sind der Verkäufer, welchen Eindruck er auf mich macht, das heißt, wie er zu meinem Unternehmen und mir als ihrem Leiter passt.
Ich brauche Vertrauen zu meinen Mitarbeitern und Ansprechpartnern, sonst kann es in meinen Augen auf Dauer keine gute Partnerschaft werden.
Wo liegt Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen italienischen Erzeugern und denen aus anderen Ländern?
Im Lauf der Jahre wurde das Design immer wieder erneuert. Es ist leicht, etwas Gutes zu kopieren, aber mehrmals im Jahr immer wieder die Trends zu setzen und auch zu halten ist nicht selbstverständlich, sondern schon eine ganz besondere Leistung in meinen Augen. Auch die Qualität spielt eine Rolle: Wer heute mit den Topmarken aus Italien arbeitet, muss sich keine Sorgen um Reklamationen oder ähnliches machen.
Was sollten die italienischen Hersteller ändern, um ihr Image auf dem deutschen Markt zu verbessern?
Ich könnte Ihnen viel mehr Meinungen von „kleineren“ Firmen berichten. Es werden zu oft nur die großen Händler gefragt, in welche Richtung es gehen soll. Dabei sind es viele kleine Unternehmen, die bei den großen kaufen und somit den Absatz versichern. Mein spezieller Wunsch wäre, dass die italienische Fliesenindustrie viel mehr Werbung in Deutschland machen würde. Aber nicht für ihre bestimmte Marke, sondern vielmehr für das Produkt „Fliese“ allgemein.
Wie geht es gerade der Bauwirtschaft in Deutschland?
Ich kann nur für uns als Betrieb sprechen. Und ich kann sagen, dass es uns sehr gut geht. Jedoch müssen wir, glaube ich, sehr wachsam sein, was in den nächsten Monaten durch die Coronavirus-Krise noch auf uns zukommen könnte. Und dass kann heute noch niemand voraussagen.
Vertriebene Hauptmarken:
Ceramica Sant’Agostino
Casa dolce casa
Cerdomus
Emilceramica
Floor Gres
Marazzi
Oktober 2020