Ein neues Referenzsystem für die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen

Der Wettbewerb auf internationaler Ebene führt auch zur Orientierung an neuen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung. Die Vereinten Nationen und 193 Regierungen haben die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit 17 globalen Zielen (Sustainable Development Goals – SDGs) und 169 Unterzielen unterzeichnet, die bis 2030 erreicht werden sollen.

In verschiedenen Ländern hat auch die Wirtschaftswelt  in Form von Unternehmensnetzwerken oder Einzelunternehmen Initiativen ergriffen, um die Industrie auf diese SDGs auszurichten und gegenüber den unterschiedlichen Interessengruppen einen Ansatz zu verfolgen, der die verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit verbindet und als Vergleichskriterium für Handel und Wettbewerb angesehen werden kann.

Die Agenda 2030 mit ihren SDGs bildet den internationalen Benchmarking-Rahmen für eine mehrdimensionale Bewertung des Engagements in Bezug auf die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Sie gilt für die verschiedenen Regierungsebenen, Unternehmen unterschiedlicher Größe und verschiedenster Industriebranchen sowie für die Zivilgesellschaft.

Die 17 SDGs und die 169 Unterziele der Themenbereiche weisen bestimmte Merkmale auf: Sie sind global und lokal, mit metrischen Indikatoren messbar, skalierbar und an Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus unterschiedlichen Sektoren anpassbar. Sie sehen neue Konzepte vor und entsprechen den neuen globalen Herausforderungen wie Kreislaufwirtschaft, Resilienz, Smart City und neue Architektur, nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum, soziale Inklusion und Innovation, qualitativ hochstehende Bildung und Berufsbildung, Wohlergehen der Mitarbeiter und Maßnahmen zur Bewältigung der Klimaänderungen.

 

Neue Chancen

Für die Umsetzung der 17 Ziele sind die Unternehmen der verschiedenen Industriebranchen Schlüsselelemente in Bezug auf Lösungen, Mobilisierung von Ressourcen, Bereitstellung von technischem Knowhow und Managementwissen, neuen Produkten und innovativen, umweltschonenden und sozialverträglichen Dienstleistungen. Sie bieten zudem neue wirtschaftliche Chancen für die Entwicklung neuer Lösungen und Dienstleistungen für die globalen und lokalen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die italienische Industriellenvereinigung Confindustria hat 2018 in Italien mit ihrem Manifest „Industrie 4.0 und die soziale Unternehmensverantwortung“ dazu aufgerufen, sich für die Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele einzusetzen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: verstärkte Managementintegration, verbesserte Beziehungen, Markenimage, neue Dienstleistungen, Risikominderung, Engagement Mitarbeiter/Zulieferer/Kunden, neue Partnerschaften, wirtschaftliche Differenzierung, Ausrichtung an den ESG-Kriterien und Rating der Finanzwelt in Bezug auf die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen.

Außerdem sollen mit der bereits angelaufenen europäischen Kampagne „CEOs Call to Action“ Unternehmen zu mehr Engagement für Nachhaltigkeit mobilisiert werden, als Vorbereitung auf den in Europa für das Frühjahr 2020 vorgesehenen Start der Industrieallianz für nachhaltige Entwicklung.

 

Die Agenda 2030 und die Keramikindustrie. 52 bereichsübergreifende Projekte

Auch die italienische Keramikindustrie ist dabei, sich als Branche und auf der Ebene einzelner Unternehmen an den 17 Zielen und 169 Vorgaben auszurichten und verstärkt Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit zu ergreifen.

Anfang 2019 hat Confindustria Ceramica eine erste, von Focus Lab durchgeführte Überprüfung des Sektors gestartet, um die wichtigsten bereits umgesetzten Maßnahmen herauszustellen, die einzelnen SDGs entsprechen. Bei der ersten Überprüfung wurden insgesamt 55 relevante freiwillige Projekte, Initiativen und Praktiken (zusätzlich zu den rechtlichen Verpflichtungen) mit bereichsübergreifendem Ansatz erfasst, die in den letzten Jahren von der Branche entwickelt wurden.

Die 55 ausgewählten Projekte tragen zur Erreichung von 9 der insgesamt 17 SDG bei. Darunter sind insbesondere die Maßnahmen zur Umsetzung von Ziel 12 (nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen) mit 22 Projekten für vorbildliche Verfahren, Ziel 9 (Infrastruktur, Industrialisierung und Innovationen) mit 7 Projekten sowie Ziel 8 (Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit) mit 6 Initiativen.

Die Branchenüberprüfung ist eine der ersten ihrer Art in Italien und ermöglicht die qualitative Einordnung der italienischen Keramikindustrie. Zum einen sollen die wichtigsten durchgeführten bzw. noch laufenden Nachhaltigkeitsaktionen (Green Management, Gesundheit/Sicherheit, Zertifizierungen grüner Produkte, Education/Schule, kulturelle Events) in Bezug auf wichtige Interessengruppen wie Kunden, Planer, Influencer, Mitarbeiter, Zulieferer, öffentliche Verwaltung, Kontrollstellen, Forschungseinrichtungen oder Absatzförderungseinrichtungen erfasst werden, zum anderen dienen die SDGs als Anregung: Es sollen neue Entwicklungsbereiche und Aktionen für die kontinuierliche Verbesserung und integrierte Nachhaltigkeit ermittelt werden, mit bewertbaren Zielvorgaben für einzelne Unternehmen und für Branchen, aber auch mit Visionen und Unternehmensprofilen, die lokale und globale Werte schaffen.

Juli 2019