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Aus Japan auf die Cersaie: die erste Lektion in Präsenz von Shigeru Ban | von Elena Romani
Artikel veröffentlicht in: "Eine sensible und nachhaltige Architektur, die mit der Keramik liebäugelt"
Die Größen der Architektur stehen auf der Cersaie mit der Lectio Magistralis des Pritzker-Preisträgers Shigeru Ban, die nach einer Einleitung des Architekturhistorikers Professor Francesco Dal Co im Rahmen des kulturellen Rahmenprogramms „costruire, abitare, pensare“ abgehalten wurde, erneut im Rahmenlicht.
„Ich habe die Cersaie in Bologna für meine erste Auslandsreise gewählt“, wollte Shigeru Ban unterstreichen, „und bin glücklich, wieder in Präsenz vor einem so wichtigen Publikum zu sprechen. In meiner Arbeit richte ich mich vor allem an Personen mit Schwierigkeiten, weil ich ihre Lebensbedingungen verbessern möchte. Ich bevorzuge permanente Gebäude, ich mag die Zeitweiligkeit nicht.“
Der japanische Architekt, der bereits 2012 an der Cersaie teilnahm, als er die vom Erdbeben betroffenen Gebiete besuchte, und 2014 den Pritzker-Preis gewann, hat der Welt das unendliche architektonische Potenzial von kostengünstigen und durch und durch natürlichen Materialien gezeigt und die Leichtigkeit und Nachhaltigkeit zu seinen Markenzeichen auserkoren. Der strukturelle Einsatz von natürlichen Elementen ist der rote Faden in jedem seiner Werke, die darauf abzielen, die Abfallmaterialien möglichst zu reduzieren. Seine Arbeit ist eng an die japanische Tradition des ständigen Wandels der Hülle gebunden: Die Materialien sind nicht endlich, sondern werden neu geplant, sobald sie verbraucht sind, und dabei von den Klischees befreit.
In seiner Lektion hat Shigeru Ban – anhand seiner repräsentativsten Projekte – seine Auffassung von Nachhaltigkeit erklärt: „Die äußere Form ist nur eine der Zutaten der Architektur. Ich konzentriere mich nicht auf die Ästhetik, sondern die Zweckmäßigkeit eines Gebäudes, und für mich ist die Nachhaltigkeit der Respekt vor den Materialien, nicht nur eine Modeerscheinung.“ Mit Verweisen auf seine Meister – allen voran Arata Isozaki, aber auch den im Saal anwesenden Emilio Ambasz – hat Ban seine Geschichte zurückverfolgt, die in der Cooper Union School of Architecture, die seinen architektonischen Stil von Anfang an prägte, ihren Ausgang nahm, und den Japan Pavilion Hannover Expo 2000, das Nicolas G. Hayek Center und das Centre Pompidou in Metz vorgestellt.
Biografie
Der 1957 in Tokio geborene Ban wurde nach seinem Studium in Japan und seiner Zusammenarbeit mit Arata Isozaki in den USA im Southern California Institute of Architecture und in der Cooper Union School of Architecture ausgebildet, die er 1984 abschloss. Im kommenden Jahr gründete er in seiner Heimatstadt das Studio Shigeru Ban Architects. Heute arbeitet er zwischen Tokio, New York und Paris und unter seinen innovativsten Werken ragen das Curtain Wall House, der Japan Pavilion Hannover Expo 2000, das Nicolas G. Hayek Center und das Centre Pompidou-Metz heraus. Er ist in der ganzen Welt für seinen Einsatz nach Notsituationen, Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen bekannt, wo er kostengünstige Lösungen geplant hat. Es gibt Duzende von Projekten dieser Art wie etwa das Paper Log House, kostengünstige, schnell montierbare Wohnungen für Erdbebenopfer in Kobe, und die Paper Church ebenfalls in Kobe (1995), aber auch die Temporary Elementary School in Chengdu (China 2008), das Container Temporary Housing in Onagawa (Japan 2011) und sonstige Eingriffe in Türkei in Indien. Ein Engagement, das mit der Schaffung des VAN (Voluntary Architects’ Network), einer aus einem Netzwerk von direkt in diese Art von Projekten einbezogenen Fachleuten bestehenden NGO, zu einem gemeinsamen Anliegen wurde.
Neben dem Pritzker Prize im Jahr 2014 wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Thomas Jefferson Foundation Medal in Architecture (2005), der Ordre des Arts et des Lettres (2010) und der Auguste Perret Prize (2011). Ban war außerdem Mitglied der Jury des Pritzker Architecture Prize von 2007 bis 2009, Professor an der Keio University in Japan von 2001 bis 2008 und unterrichtete unter anderem an der Harvard University Graduate School of Design, an der Cornell University (2010) und an der Kyoto University of Art and Design.
Oktober 2021
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