Events
Die Cersaie im Zeichen der Nachhaltigkeit
Artikel veröffentlicht in: "Cersaie wieder internationaler Publikumsmagnet"
Dominantes Messethema auf der Cersaie 2019 war Nachhaltigkeit, die von der Eröffnungstagung bis zu den Architekturkonferenzen und von Verlegewerkstoffen bis zu Keramikplatten überall präsent war. Die Keramikprodukte machten auf den Messeständen nicht nur großen Eindruck, sondern untermauerten auch anhand von Zahlen und Diagrammen in Broschüren und Katalogen den konkreten Beitrag von Keramik zu ökologischer Nachhaltigkeit in der Architektur.
Schon 2010 hatte die Cersaie ihrem kompletten Kulturprogramm den Titel „Klimaänderung“ gegeben und bezog sich damit nicht nur auf das bereits bekannte Problem des Klimawandels, sondern auch auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Krise 2008 ins Rollen gebracht wurden.
Ahead of our time war der Slogan, mit dem Ceramics of Italy auf der Coverings 2019 dem amerikanischen Publikum kommunizierte, dass italienische Keramik beim Design und bei der Produktinnovation, aber auch beim Thema ökologische Nachhaltigkeit der Konkurrenz immer einen Schritt voraus ist. Wer sich mit der Geschichte der italienischen Keramik- und Fliesenindustrie befasst, wird feststellen, dass sie seit Jahrzehnten mit innovativen Lösungen an das Thema Umweltschutz herangeht.
Auch ohne Absprachen zwischen den Rednern der Architekturkonferenzen von Bauen Wohnen Denken wurde die Umweltthematik umfassend erörtert.
So merkte beispielsweise die indische Architektin Anupama Kundoo an, dass trotz unseres heutigen hohen technischen Wissensstands weiter ohne Einbeziehung von Umweltbelangen gebaut wird. In Bezug auf Nachhaltigkeit im weiteren Sinne nannte Kundoo einige Faktoren, die Planer berücksichtigen sollten, wie beispielsweise die Bevölkerungsdichte, die häufig nicht zur Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen passt, oder Migration, die zu neuen Verstädterungsszenarien und Anforderungen führt, oder das Problem der sozialräumlichen Ausgrenzung von Menschen, die sich keine Wohnung oder kein Haus leisten können und gezwungen sind, in Ghettos zu leben.
Auch der chilenische Architekt Felipe Assadi befasste sich mit dem Thema Nachhaltigkeit, insbesondere mit Bezugnahme auf die Landschaft, die es zu respektieren gelte: „Die Landschaft spielt immer eine besondere Rolle“, unterstrich Assadi, „vor allem in Chile, wo die Geographie und Morphologie des Territoriums wichtiger sind, als die bisher noch kurze Geschichte des Landes; unser Verhältnis zu Materialien ist stark von der Erde und den Naturereignissen geprägt. Das Klima ist ein wichtiger Parameter, der bei der Planung zu berücksichtigen ist.“
Über die Sanierung städtischer Gebiete unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sprach der neuseeländische Architekt Brendan MacFarlane. Er präsentierte seine wichtigsten, vor allem in Frankreich umgesetzten Projekte der letzten Jahre, angefangen beim Orange Cube in Lyon. Mit diesem Stadterneuerungsprojekt erhielt die Stadt einen nachhaltigen Kulturraum, der in eine Grünanlage mit Spazier- und Fahrradwegen eingefügt ist. MacFarlane berichtete auch über das emissionsarme Projekt Living Landscape am Stadtrand von Reykjavik.
Ausdrücklich dem Thema Umweltschutz und dem Verhältnis zwischen Architektur und Landschaft gewidmet waren die Konferenzen mit dem argentinischen Architekten Emilio Ambasz und dem Mailänder Architekten Attilio Stocchi. Emilio Ambasz, der sich in seinen Arbeiten bereits in den siebziger Jahren mit Themen wie Nachhaltigkeit befasste, die damals als reine Utopien erschienen, sprach auf der Konferenz „Profezia verde” (Grüne Phrophezeihung) über ein heutiges Konzept von Natur: „Wir müssen eine Art zweite Natur schaffen, die stark vom Menschen geprägt und untrennbar mit der uns geschenkten Natur verbunden ist. Das Werk des Architekten ist ein Akt der Versöhnung. Deshalb spreche ich von ‘Green over Grey’ und habe Gebäude geschaffen, die der Gemeinschaft möglichst viel Grün zurückgeben, manchmal sogar so viel, wie insgesamt überbaut wurde. Ein Bauwerk muss uns in unserem Innersten anrühren. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass Städte den Gebäuden und Stadtränder den Grünbereichen vorbehalten sind“. Auf der sich unmittelbar anschließenden Konferenz „Nascitura“ (werdendes Leben) referierte der junge Architekt Attilio Stocchi über seine poetische Konzeption von Planungsarbeit. Attilio Stocchi stellt die experimentelle Erforschung der Natur ins Zentrum seiner Arbeiten, die Natur wird wesentliches Element bei der Schaffung von Raum. Auf der Konferenz berichtete er über einige seiner Projekte, u.a. die Installation Cuorebosco (2011), eine Rekonstruktion des keltischen Waldes im historischen Ortskern von Mailand mit Metallstämmen, Nebelzweigen und Vogelgezwitscher, und die letzten beiden Projekte mit und für die Denkmalschutzbehörde in Mailand: Collina di ERMES (2018) am Palazzo Citterio und die noch nicht abgeschlossene Konstruktion von PAN (2019) – Parco Amphitheatrum Naturae – der von der Presse bereits als grünes Kolosseum bezeichnet wird.
Zwischen Architektur und Natur, Keramik und Wohnwelten verlief die Cersaie 2019 mit 112.340 Besuchern, davon 52.997 aus dem Ausland – ein Anteil von rund 47 % – äußerst erfolgreich. Die Fachmesse für Architekturkeramik und Badezimmerausstattung bleibt ihrer internationalen Ausrichtung treu und setzt ihren Erfolgsweg als internationaler Branchentreff für die Keramikbranche fort.
Ansehen das video von Cersaie “See you in 2020!”
Besuchen die Website von Cersaie.
November 2019
Weitere Artikel veröffentlicht in Cersaie wieder internationaler Publikumsmagnet
Italienische Keramik auf dem Design Innovation Forum in Taipeh
Der 500. Todestag von Leonardo da Vinci ist ein Ereignis, an das nicht nur in seinem Heimatland Italien, sondern in aller Welt mit speziellen Veranstaltungen erinnert wird. Wissenschaft, konzeptuelle Planung,...