Charakterstarke Keramik. Oberflächen und architektonische Gestaltung | von Danilo Signorello

Das von Interni auf dem Pressecafé der Cersaie 2019 präsentierte Event bot eine Vielzahl hochinteressanter Denkanstöße. Protagonist des mit bissigem Witz geführten und durch amüsante Anekdoten bereicherten Gesprächs war der Architekt Cino Zucchi, Gründer des Architekturbüros CZA – Cino Zucchi Architetti. In seinen Projekten setzt sich Zucchi kontinuierlich mit dem Thema der Gebäudehülle auseinander; er vertritt die Ansicht, dass eine Verkleidung starke materielle Präsenz haben sollte. Der Architekt legt Wert auf eine Fassadengestaltung, die eng mit der Innenaufteilung der Gebäude verbunden ist und an die jeweilige Strategie für den Städte- oder Landschaftsbau anknüpft. Charakteristisch für die Projekte Zucchis sind sich wiederholende und versetzte Lochmuster aus unterschiedlichen markanten Materialien.

Laut Zucchi ist „eine Fassade die Schnittstelle zwischen Mensch und Stadt. Heutzutage ist sie eine technisch anspruchsvolle Haut. Von den Fassaden des letzten Jahrhunderts ist man übergegangen zu hochmoderner Technologie, sozusagen vom Lodenmantel zur modernen Funktionskleidung von Salewa, wenn man es mit dem Bekleidungssektor vergleicht.“

Deshalb gibt es in seinen Projekten (zu den bekanntesten gehören die Bauprojekte im Giudecca-Viertel in Venedig, die Häuser in den Mailänder Stadtvierteln Portello und Porta Nova, das Bürogebäude für Salewa in Bozen, die Unternehmenszentrale von Lavazza und die Erweiterung des Automobilmuseums in Turin, der Firmensitz der Gruppe M in Assago, das Pedrali Automated Warehouse in Mornico al Serio in der Provinz Bergamo) Ziegelsteine in verschiedenen Farben, Putze, Fliesen, Fassadenelemente aus Metall und glasiertem Glas. Es sind Materialien, die zu Flachreliefs und textil anmutenden Mustern geformt sind. Und durch Hängeterrassen, Loggien, Metallrahmen, Öffnungen und versetzte Elemente wird der Eindruck erweckt, dass in nur einem Gebäude viele andere stecken.

„Das zwanzigste Jahrhundert erlebte die Ausdehnung der Städte, das dritte Jahrtausend muss sich mit ihrer Umgestaltung und Verwandlung befassen. Gebäudefassaden müssen neu gedacht und als Einheit behandelt werden, nicht als unabhängige Elemente oder formelle Stilübung, sondern als belebte Trennelemente, die Einfluss auf den öffentlichen Raum nehmen“, ergänzt Zucchi.

Auch in unseren Städten können wir eine neue Qualität der Umwelt erreichen, indem wir von Projekten und Architekturkonzepten ausgehen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und Sorgfalt bei der Gestaltung der Fassaden und Oberflächen der Gebäude walten lassen.

 

Aus: Die Pressecafés auf der Cersaie 2019
INTERNI Café
Charakterstarke Keramik. Oberflächen und architektonische Gestaltung

mit Cino Zucchi

 

Mai 2020