Die Nachhaltigkeit und soziale Unternehmensverantwortung sind in der italienischen Keramikindustrie dank eines ständigen Flusses von Investitionen in neue Technologien, in die Verwendung ausgewählter Rohstoffe und in die Optimierung der Produktionsprozesse seit mehreren Jahrzehnten ein festes Erbe. Während der im vorigen Februar in Sassuolo im Rahmen der Konferenz zur Zukunft Europas organisierten Konferenz „Die neuen Herausforderungen für den ökologischen Wandel der Keramikbranche“ wurde das Beispiel von Coem erläutert, eines mittelgroßen/großen Unternehmens aus dem Keramikzentrum von Sassuolo mit einem Umsatz von mehr als 70 Millionen Euro, das für ihre Qualität (ISO 9001), ihr Umweltmanagement (ISO 14001 und Emas) und die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (ISO 45001) zertifiziert wurde.
Coem entstand in den 70er Jahren, und ausgerechnet in dieser Zeit begannen die ersten Vereinbarungen zur Senkung der Auswirkungen des Keramikzentrums auf die Umwelt. Das italienische Keramikzentrum ist seit mehreren Jahren zu einem wahren „Inkubator der nachhaltigen Entwicklung“ geworden. Die italienischen Keramikbetriebe sind zur AIA (integrierte Umweltgenehmigung) verpflichtet, die anhand von periodischen Prüfungen und Kontrollen der Behörde Arpa (Regionale Umweltschutzagentur) sicherstellt, dass alle Umweltmedien geschützt werden.
„Der Ansatz von Coem an die Nachhaltigkeit“, betont Ing. Elisa Tonelli, die in der Firma für Qualität, Umwelt und ETS verantwortlich ist, „nimmt auf den gesamten Lebenszyklus des Produkts Bezug, von der Beschaffung der Rohstoffe über die Verarbeitungskette der Materialien und die Fertigung des Endprodukts bis hin zum Ende der Lebensdauer des Produkts.“ Von den Lieferanten wird die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen auf Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsebene verlangt. Um die Biodiversität zu schützen, erfolgt die Beschaffung in Steinbrüchen, die ein Programm der morphologischen und pflanzlichen Sanierung im Einklang mit den Umweltrichtlinien befolgen. Beim Kauf der Rohstoffe erhalten die in einem Umkreis von 800 km erhältlichen den Vorzug, um die Belastung durch den Transport zu reduzieren. Coem ist der Meinung, dass es wichtig ist, die lokale Wirtschaft zu fördern, weshalb 99 % (des Kaufwertes) der Lieferanten ihren Sitz in Italien haben. Unter dem Aspekt der Logistik wird versucht, den Transport der Rohstoffe mit einem intermodalen System zu erledigen und dabei umweltfreundlicheren Fahrzeugen wie Schiff und Bahn den Vorzug zu geben und nur in den Endphasen den Straßentransport weiter zu verwenden.
Die Firma verwendet vorzugsweise recycelte Rohstoffe in ihren Massen; bereits seit den 2000er Jahren hat sie die Marke Ecogres registriert, mit der Keramikoberflächen gekennzeichnet werden, die mehr als 40 % an Preconsumer-Recycling-Anteil aufweisen. Ein in mehr als zwanzig Jahren gesammeltes Know-how hat Coem ermöglicht, Produkte mit hohem Recyclinganteil mit ausgezeichneten technischen und ästhetischen Produktmerkmalen zu fertigen. Das Interesse am Thema Nachhaltigkeit hat Coem außerdem veranlasst, Rohstoffe zu suchen, die eine Senkung der Brenntemperaturen ermöglicht, um eine Reduzierung der CO2-Emissionen in der Produktionsphase zu bewirken: In dieser Hinsicht wurde ein Produkt mit recyceltem Glas entwickelt und umgesetzt, das die Senkung der Brenntemperaturen um 100 °C ermöglicht hat.
Die Firma hat sich mit Prozessen mit geschlossenem Kreislauf organisiert, in denen das Abwasser der Produktionsprozesse wiederverwertet werden kann. So haben die Firmen der Branche im Keramikzentrum seit vielen Jahren keine Industrieabwässer und die Produktionswässer werden geklärt und im Produktionsprozess wiederverwendet, wodurch die Oberflächengewässer und das Grundwasser vor der Gefahr einer Verunreinigung bewahrt werden. Coem ist in der Lage, auch aus externen Produktionen stammende Abwässer wiederzuverwerten, und verwendet das erste Regenwasser einiger Bereiche ihrer Gelände im Produktionsprozess.
Außerdem werden alle rohen und gebrannten Produktionsabfälle des Betriebs recycelt und auch die Abfälle anderer Produktionsketten und Firmen der Branche verwendet. Die Keramikindustrie ist in der Lage, beinahe die Gesamtheit (99,5 %) der Produktions- und Klärabfälle zu recyceln.
Aus der Sicht der Energieeffizienz bevorzugt die Firma den Kauf von elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen. In den Produktionsprozess wurden kürzlich Brennöfen mit hoher Energieeffizienz und internen Wärmerückgewinnungssystemen aufgenommen, die eine Verbesserung der spezifischen Verbrauchswerte ermöglicht haben. Die Abwärme aller Brennöfen wird in anderen thermischen Prozessen mit niedrigeren Temperaturen wie in den Sprühgeräten, Trocknern und für die Heizung der Produktionsabteilungen wiederverwendet. Für die Produktion von Wärmeenergie wird Erdgas verwendet, das unter den fossilen Brennstoffen der mit den geringsten CO2-Emissionen ist.
Was die Emissionen in die Atmosphäre betrifft, werden Reinigungsanlagen verwendet, die dem höchsten in der Keramikbranche verfügbaren Stand der Technik entsprechen. Die Kläranlagen senken nicht nur die werksexternen Emissionen im Gebiet, sonder sorgen auch für saubere Luft in den Arbeitsumgebungen. Hinsichtlich der Anwendungen und Dekorationen werden bleifreie Produkte gewählt und möglichst geruchlose Farben verwendet.
Aus der Sicht der Verpackung werden Primärverpackungen aus recyceltem und recycelfähigem Karton verwendet und auch bei den Schrumpffolien werden recycelte und recycelfähige bevorzugt. Die Firma verwendet Sortiermaschinen mit einem Verpackungssystem, das die Zusammensetzung „just in time“ der Schachtel ermöglicht, wodurch bis zu 50 % Karton im Vergleich zum traditionellen Verpackungssystem gespart wird.
Der nachhaltige Ansatz beschränkt sich nicht nur auf die Fabriksräume. Coem hat das Projekt „Acqua Libera dalla plastica (Wasser ohne Kunststoff)“ umgesetzt, das auf die Beseitigung der Plastikflaschen abzielt. Es werden an das Wassernetz angeschlossene Wasserspender verwendet, die stilles und prickelndes gereinigtes frisches Wasser zu äußerst niedrigen Preisen abgeben, was den Mitarbeitern und der Umwelt zugute kommt, da dadurch die Verwendung von etwa 40.000 Plastikflaschen für Wasser pro Jahr vermieden wird.
Elemente der Nachhaltigkeit sind auch in den Merkmalen der Keramik zu finden. Darunter weisen wir auf die hohe Haltbarkeit (durchschnittlich 50-75 Jahre) hin. Da es sich um ein inertes Keramikmaterial handelt, können die Abfälle auch am Ende der Lebensdauer von zur Sammlung berechtigten Firmen recycelt werden und zum Beispiel zum Anfüllen von Baugruben beim Verlegen von Leitungen, für die Fertigung von Untergründen und als Schotter im Straßenbau sowie für die Festigung von Böden verwendet werden.
Dank des Verantwortungsbewusstseins gegenüber der Umwelt, die zahlreiche Firmen des Keramikzentrums teilen, erfüllt Coem mit seiner Tätigkeit zahlreiche Entwicklungsziele für die Nachhaltigkeit der UNO-Agenda 2030. Um nur einige zu nennen: (3) Gesundheit und Wohlergehen; (6) Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen; (7) Bezahlbare und saubere Energie; (8) Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum; (9) Industrie, Innovation und Infrastruktur; (11) Nachhaltige Städte und Gemeinden; (12) Nachhaltige/r Konsum und Produktion; (13) Maßnahmen zum Klimaschutz; (14) Leben unter Wasser; (15) Leben an Land; (16) Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.
Mai 2022