Technik
Wenn die „Zelle“ dem Feinsteinzeug begegnet | von Thomas Foschini
Das Konzept der „Zelle“, oder eines Grundmoduls, auf dem die moderne Architektur, vor allem die – durch die großen Höhen, engen Räume und die Rationalisierung des Wohnens und Bauens immer stärker eingeschränkte – städtische beruht, findet in den Keramikplatten einen neuen Verbündeten. Dieser Herausforderung stellt sich Design2Curtain, ein gemeinsames Projekt von Florim und Schüco Italia, der italienischen Tochtergesellschaft des bekannten multinationalen Türen- und Fensterunternehmens.
„Wir haben bereits seit einigen Jahren,“ erklärt Ing. Adriano Obino, der Leiter der Projektabteilung von Florim, „einen Austausch mit der Welt der architektonischen Planung und der Verlegetechniken begonnen.“ Das Ergebnis ist ein von Florim patentiertes System, das eine chemische Befestigung und eine mechanische Verankerung auf Aluminiumprofilen verbindet, „das einzige auf dem Markt, das über die europäische Zertifizierung ETA für 6 mm dicke Platten mit mechanischer Befestigung verfügt“.
Mit welchen Vorteilen? Dauerhaftigkeit und Sicherheit allen voran, dank der mechanischen Verankerung und der höheren Anpassungsfähigkeit der 6 mm dicken Platte, „die mit kontinuierlicher Pressung hergestellt ist und unerwarteterweise einen eindeutig größeren Elastizitätsbereich im Vergleich zu einer traditionellen 10 mm dicken Platte aufweist“. (Einer der kürzlich von Florim durchgeführten Tests war der der Erdbebenwirkung für das System der hinterlüfteten Fassade S1 Magnum auf „Drehtisch“ bei der italienischen Agentur für neue Technologien, Energie und Nachhaltige Entwicklung ENEA in Rom. Das System S1 mit Magnum 6 mm hat den Test bis zu den zugelassenen Höchstwerten der Bodenbeschleunigung von 2,5 g ohne Beschädigungen an der Struktur und Platte überstanden).
Und genau auf dieser Erfahrung mit der Lieferung und Installation von Verkleidungen mit Platten im übergroßen Format – heute ist die Rede vom 160×320 cm, das Florim in Zusammenarbeit mit qualifizierten und ausgewählten Installateuren vollauf garantiert – beruht das Angebot Design2Curtain. Das Ziel: neben das kommerzielle Angebot der traditionellen hinterlüfteten Fassade ein neues Verwendungskonzept der Platte als „organisches“ Element im Inneren einer modularen Struktur, die in den Großprojekten der modernen Architektur die Hülle eines Gebäudes bildet, zu stellen.
„Die mit Schüco Italia ausgearbeitete Idee geht von der Annahme aus, dass es aufgrund der immer strengeren Vorschriften bezüglich des Energieverbrauchs der Gebäude immer öfter notwendig ist, den undurchsichtigen Anteil der Hülle auf Kosten des Glases zu vergrößern. Um bestimmte Umwelt-, Bau- und Energieparameter einzuhalten, ist der Einsatz von mehreren Hochleistungsglasschichten notwendig, was sich klarerweise auf die Kosten und die Vertretbarkeit der Eingriffe auswirkt.“
Was war bisher die Alternative? Für die „undurchsichtigen“ Teile der Hülle großteils der Einsatz von Aluminiumplatten, die dank aufgrund ihrer Einheitlichkeit der Kompetenz und dem Willen des Planers Grenzen setzen.
Mit Design2Curtain setzt sich die architektonische Zelle praktisch aus drei Elementen zusammen: einem System aus Aluminiumrahmen, das auf 4 Seiten zusammengesetzt wird, und der Montage der verschiedenen Schichten aus Glas oder, als Alternative, des „Plattenpakets“ – einer für die Außen- und einer für die Innenverkleidung. Im Fall der Platte aus Feinsteinzeug wird der Zwischenraum nach der Befestigung und industriellen Kopplung am Aluminiumrahmen mit geeigneten Dämmstoffen gefüllt, um die Energieleistung des ganzen Systems zu verbessern.
„In dieser Interpretation“, erklärt der Projektleiter von Florim, „werden die beiden Materialien, Glas und Feinsteinzeug, komplett austauschbar. Außerdem stehen dem Planer viel mehr Anordnungsmöglichkeiten zur Verfügung: Die interne und die externe Platte können aus ästhetischer Sicht aufeinander abgestimmt werden, aber auch komplett unterschiedlich sein.“ Außerdem besteht für die Verkleidung der Innenseite „die Möglichkeit, eine mechanische Befestigung vorzusehen, die im Lauf der Zeit das Ersetzen der Platte ermöglicht; schließlich können wir das Innere der Zelle ‚frei’ lassen, um nachträglichen Entscheidungen seitens des Architekten oder des Designers von Innenbereichen entgegenzukommen.“
Einfach und elegant: Was die Innenbereiche betrifft, kann Design2Curtain als „verborgene“ Lösung bezeichnet werden. Sichtbar bleibt ausschließlich das Rahmenprofil oder im Fall der Glaszellen die bündig montierte Glasscheibe.
Wie kann eine Lösung dieser Art, die deutlich kostspieliger als eine traditionelle Fassade ist, planungsmäßig wettbewerbsfähig sein? Ganz einfach dank der Beseitigung der traditionellen Ausfachungen und des Ersetzens mit der Zelle Design2Curtain des gesamten Hüllenpakets (kein Verputz usw.). Zweitens durch die Leistungen: „Die undurchsichtigen Oberflächen bieten enorme Vorteile in Sachen Wärmeeffizienz und senken dadurch den Energieverbrauch.“ Drittens, was aber nicht weniger wichtig ist, durch die Linearität des Produktionsprozesses, der Logistik und Installation vor Ort, vor allem in städtischen Umgebungen, wo wir es mit Platzmangel und großen Höhen zu tun haben, wo die Kosten für Zeit und Raum sich schwer auf das Budget der Errichtung auswirken. Und schließlich die Sicherheit, die durch die gemeinsame Erfahrung der beiden Firmen in der Verwaltung der Verankerungs- und Befestigungssysteme gewährleistet wird.
„Für uns handelt es sich um einen Endpunkt einer Entwicklung, dank dessen die Keramik in einen kulturell höherwertigen und weiter entwickelten Markt Einzug nehmen kann“, nämlich den der avantgardistischen Architektur, „wo die Serienproduktion zu einem positiven Faktor in Sachen Einsparung und Qualität wird, es räumliche und zeitliche Einschränkungen gibt und die Industrialisierung des Bauwesens auf die höchsten von der modernen Technik gewährten Niveaus gebracht wird.“
Kurz gesagt, ab heute wird das Feinsteinzeug zu einem Grundbestandteil und nicht mehr zu einem Zubehör der architektonischen Zelle als ‚ursprüngliche Elementarmatrix’, mit der Folge unendlicher Möglichkeiten der Zusammensetzung und der Modularität. „Es scheint uns natürlich und unvermeidlich zu sein, dass eine Idee dieser Art in Italien in unserem Keramikzentrum und gemeinsam mit der italienischen Filiale des multinationalen Unternehmens Schüco Gestalt annimmt.“
Klarerweise, so hebt der Projektleiter von Florim hervor, handelt es sich trotz seiner Serienproduktion um ein in großem Ausmaß maßgefertigtes (tailor-made) Angebot. Aus zwei Gründen, einem strukturellen und einem marktbedingten. Der erste hat mit der Matrix aus Aluminiumrahmen selbst zu tun, der für jedes einzelne Projekt entsprechend der verschiedenen strukturellen, energetischen und ästhetischen Anforderungen personalisiert von Schüco auftragsgefertigt wird. Bezüglich der Platte gibt es neben den zahlreichen Personalisierungsmöglichkeiten „im Katalog“ einen rein kommerziellen Grund: „Normalerweise betrifft diese Art von Projekten 5.000, 10.000, aber auch 20.000 m2.“ Eine Größenordnung, die – wie man sich leicht vorstellen kann – eventuelle Anfragen um eine persönliche Gestaltung der Keramikoberflächen rechtfertigt.
Interesse für die soeben auf den Markt gebrachte Lösung wurde bereits von internationalen Planern bekundet. Die „empfohlene“ Stärke ist auch für diese Art von Lösung 6 mm. Dabei besteht die Möglichkeit, das Format zu ändern – bis zum Großformat 160×320 cm.
Die Ästhetik? Absolut vielseitig und „tailor-made“ dank einer extrem breiten Auswahl, die in der Lage ist, die verschiedensten grafischen Ausdrucksformen in den Sinn zu rufen, von Marmor bis Stein, von einfarbigen Ausführungen über Holz bis Zement.
März 2021
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