Markt Wirtschaft
Der untrennbare Bund zwischen Italien und Deutschland | von Giuseppe Schirone
Nach dem Nachlass von 0,9% im Jahr 2015 verzeichnete die deutsche Bauwirtschaft 2016 ein beachtliches Wachstum von 3,7%. Daraus ergaben sich die Voraussetzungen für einen höheren Absatz von Keramikmaterial und ein Wachstum von 4% auf 125 Millionen Quadratmeter. Eine Gelegenheit, die von den italienischen Herstellern 2016 prompt ergriffen wurde und sich mit einem Exportzuwachs von 2,8 auf 54 Millionen Quadratmeter (+5,4%) niedergeschlagen hat. Gleichzeitig näherten sich die Durchschnittspreise für italienische Keramikfliesen der 15 Euro/qm Schwelle.
Sollten sich diese vorläufigen Daten bestätigen, dann hat der sichere Absatzhafen für italienische Keramik im vergangenen Jahr 13% der italienischen Produktion abgenommen und damit einen 800 Millionen Euro schweren Beitrag zum Branchenumsatz geleistet.
Der deutsche Verbraucher hat also Baustoffe aus Italien bevorzugt und dieses sowohl im Volumen als auch in der Bereitschaft, Premiumpreise zu zahlen, gezeigt.
Schaut man sich die Mengen an, so hat Italien 42,5% des deutschen Bedarfs gedeckt. Das ist ein weiterhin steigender Marktanteil, der 2,6 Mal größer ist als der Anteil deutscher Hersteller (16%) und 6,1 Mal höher als der spanische Anteil (6,9%).
Unter den im Konjunkturspiegel beobachteten Ländern und nach vorläufigen Angaben ist Italien das einzige Herstellerland, das in Deutschland Marktanteile hinzugewonnen hat. Die erwähnten Hersteller haben entweder Quoten eingebüßt (wie beispielsweise deutsche Keramikbetriebe) oder haben wie Spanien ihre Position verteidigt.
Unter letzteren dürfte nur die Türkei das Jahr 2016 mit einem leichten Anstieg des Absatzvolumens beendet und damit 9,4 Millionen Quadratmeter nach Deutschland exportiert haben. Das würde eine leichte Erholung der Ergebnisse auf 7,4% im Vergleich zu den 7,3% im Jahr 2015 bedeuten. Andere Hersteller aus Osteuropa bedienen weiterhin einen Anteil von 11,3% der deutschen Nachfrage. Im Bereich der außereuropäischen Lieferanten ist vermutlich eine Rückläufigkeit der Importe aus China zu erwarten.
Die italienische Vormachtstellung zeigt sich auch in den Erhebungen zu den Durchschnittspreisen. Bereits 2015, dem letzten Jahr mit Gesamtdaten für die verschiedenen Exportländer, sind die Durchschnittspreise der Hersteller, bestehend aus einem Mix verschiedener Produktarten, Formate und Design, nahezu doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Wettbewerber.
Für die Jahre 2017-2018 sind die Aussichten für den italienischen Export trotz einer erwarteten Verlangsamung des deutschen Wohnungsbaus immer noch positiv.
Im Bereich der Nachfrage nach Keramikfliesen aus Deutschland wird ein durchschnittliches Jahreswachstum von 3% erwartet. Damit dürfte bis Ende 2018 ein Volumen von 135 Millionen Quadratmeter erreicht werden. Das Absatzvolumen liegt mit einem Plus von 29 Millionen Quadratmeter deutliche über der Talsohle 2009 und ist auch nicht mehr so weit von den Absatzzahlen des Jahres 2000 entfernt. Im Zeitraum von 2000 bis 2007 lag die Importquote Deutschlands bei rund 142 Millionen Quadratmeter Fliesen aus Italien.
Nach Schätzungen des Konjunkturspiegels, herausgegeben von Confindustria Ceramica-Prometeia, dürfte dies den italienischen Exporten eine dynamische Wachstumskurve von jährlich Plus 3,3% verleihen; damit läge dieser Wert über dem erwarteten Verbrauch. Am Ende des Prognosezeitraums dürften sich die Absatzzahlen 58 Millionen Quadratmeter genähert haben und damit beweisen, dass zwischen Italien und dem Hauptabnehmer für seine Keramik ein unverbrüchlicher Bund besteht.