Der Baumarkt 2024 tritt auf der Stelle

Das weltweite Baugewerbe zeigt Anzeichen von Schwäche und wartet auf eine zaghafte Erholung, so die Prognosen der Prometeia-Confindustria Ceramica für 2025-2026
Von Andrea Cusi

(Dezember 2024)2024 scheint ein Jahr der Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums zu sein, beeinflusst durch ausgeprägte geopolitische Spannungen und anhaltenden Inflationsdruck. Allerdings nähert sich die Gesamtinflation nun den Zielen der Zentralbanken, die eine Phase der Zinssenkungen eingeleitet haben, die voraussichtlich bis 2025 anhalten wird. Dies sind einige der Ergebnisse des Prognose-Observatoriums von Prometeia-Confindustria Ceramica für den Zweijahreszeitraum 2025-2026, das für 2024 ein Wachstum der Weltwirtschaft von +3,2% schätzt und für die nächsten beiden Jahre ein moderateres Wachstum prognostiziert. 2024 entwickelten sich die großen Volkswirtschaften weiterhin unterschiedlich: In den Vereinigten Staaten wird mit einem Wachstum des BIP von +2,7% gerechnet, während für die Eurozone eine stagnierende Entwicklung mit einem BIP von +0,7% erwartet wird. In China hält die Immobilienkrise an, und das BIP-Wachstum wird mit schätzungsweise +4,8% unter den Regierungszielen liegen.

 

Vor diesem Hintergrund zeigen die weltweiten Investitionen in den Wohnungsbau weiterhin Anzeichen von Schwäche, mit einem geschätzten Rückgang von -1,5% gegenüber 2023. Dieser Trend spiegelt die Fortsetzung der negativen zyklischen Phase bei den Investitionen wider, insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, die ihren Tiefpunkt voraussichtlich 2024 erreicht haben wird. In den USA verlangsamte sich der Wohnungsbau nach einem starken Wachstum zu Beginn des Jahres in den folgenden Quartalen mit einem deutlichen Rückgang bei Neubauten und Baugenehmigungen, dürfte aber 2024 immer noch um +3,8% wachsen. Westeuropa befindet sich weiterhin im Abschwung. In Deutschland und Frankreich liegen die Wohnungsbauinvestitionen immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie. Im Vergleich zu 2019 bleiben Großbritannien und Spanien dagegen auf dem gleichen Niveau, während Italien, unterstützt durch Anreize wie den Superbonus, weiterhin ein deutlich höheres Volumen aufweist. Insgesamt werden die Wohnungsbauinvestitionen in Westeuropa voraussichtlich um -3,5% zurückgehen, während die Veränderung in Osteuropa leicht positiv ist (+0,9%). Im Rest der Welt ist das Bild ebenfalls gemischt. China verzeichnet einen deutlichen Rückgang der Immobilieninvestitionen, der nur teilweise durch ein Wachstum im Infrastrukturbereich ausgeglichen wird, während die Investitionen in Indien deutlich zunehmen. Im Fernen Osten wird daher ein Gesamtrückgang von -4,3% gegenüber 2023 erwartet. Das Investitionswachstum in den Golfstaaten hingegen wird 2024 voraussichtlich um +3,2% zunehmen. Dagegen werden die Investitionen in den Wohnungsbau in Lateinamerika, Nordafrika und im Nahen Osten voraussichtlich zurückgehen.

 

 

Die Schwäche im Baugewerbe hat sich auf den Markt für Keramikfliesen übertragen, was zu einem erwarteten Rückgang des weltweiten Verbrauchs um -2,2% führt. Die weltweite Nachfrage im Jahr 2024 wird sich daher voraussichtlich bei etwa 14,6 Milliarden Quadratmetern einpendeln, wobei der asiatische Kontinent weiterhin rückläufig ist (-3,7%), angetrieben durch den Zusammenbruch des chinesischen Marktes. In Westeuropa wird ein leichter Rückgang des Verbrauchs auf ein ähnliches Niveau wie 2023 erwartet (-0,5%), während für Osteuropa ein Anstieg von etwa +1% gegenüber 2023 prognostiziert wird. Der Verbrauch in der NAFTA-Zone und in Lateinamerika wird voraussichtlich ebenfalls im Wesentlichen stabil bleiben, während der Verbrauch von Fliesen in den Golfstaaten um +3,5% steigen dürfte.

Mit Blick auf die Jahre 2025-2026 wird erwartet, dass sich der globale Baumarkt allmählich erholen wird, allerdings mit unterschiedlichen regionalen Trends. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wird die Erholung langsam und uneinheitlich sein. In den USA wird sich die expansive Phase des Wohnungsbaus fortsetzen, allerdings in einem moderateren Tempo als 2024. In Europa wird erwartet, dass sich die rückläufige Phase in Frankreich und Deutschland 2025 fortsetzt und 2026 Anzeichen einer Erholung zeigt. In Spanien wird mit einer Konsolidierung des Bauwachstums und in Großbritannien mit einer allmählichen Erholung gerechnet, während in Italien für 2025 eine Umkehr des Bauzyklus erwartet wird, da das erwartete deutliche Wachstum im öffentlichen Bau den Rückgang im Wohnungsbau nicht ausgleichen wird. In Asien wird erwartet, dass der Abschwung im Baugewerbe in China zwar nachlässt, aber bis 2026 nicht zum Stillstand kommt, während die erwartete Dynamik der Wohnungsbauinvestitionen in Indien und den Golfstaaten bestätigt wird. Die Aussichten für die Märkte Brasiliens und Südafrikas sind ebenfalls positiv, während in Russland eine erhebliche Stagnation erwartet wird.

Es wird erwartet, dass die Investitionen in den Wohnungsbau im Jahr 2025 weltweit leicht zunehmen (+0,3%) und der weltweite Verbrauch von Keramikfliesen einem ähnlichen Trend folgen wird (+0,4%). Das Prognose-Szenario für die Bauinvestitionen sieht ebenfalls einen stärkeren Anstieg im Jahr 2026 vor (+1,8%), aber trotz eines weit verbreiteten Wachstums im Durchschnitt (mit Ausnahme von Westeuropa und dem Fernen Osten) wird die weltweite Bautätigkeit am Ende der nächsten zwei Jahre immer noch auf einem niedrigeren Niveau liegen als in den Jahren 2018-2019.

 

 

(Referenzfoto des Artikels: Michael Bader, Unsplash)

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